„Freiheit beginnt im Kopf“

Interview mit Maria Wojtal, von Melda Demir.

Es ist mir eine große Freude, euch unsere neue Theaterpädagogin Maria Wojtal vorzustellen. Maria leitet Theaterkurse für Kinder und ist nun seit einem Monat Teil unseres Teams. Im Folgenden erfahrt ihr mehr über Marias Werdegang, Parallelen aus ihrer Sicht zwischen dem heutigen Belarus und Polens Vergangenheit und welche Rolle künstlerische Freiheit in ihrem Leben spielt.

„Wenn ich jetzt nach Belarus schaue, sehe ich ganz deutlich die Parallelen zu dem, was wir einmal in Polen erlebt haben“, unser Gespräch beginnt schon fast organisch bei der aktuellen Politik Europas und inwiefern Maria als ehemals geflohene Schauspielerin und Theaterregisseurin aus Polen Ähnlichkeiten zu ihren Erfahrungen im damaligen polnischen Inland als Künstlerin sieht. Bevor ich euch jedoch über unser Gespräch berichte, möchte ich Maria kurz vorstellen.

Maria Wojtal war schon früh von der Welt des Theaters und Schauspiels fasziniert. Ihre Ausbildung absolvierte sie als Schauspielerin und arbeitete danach lange Zeit mit dem angesehenen Teatr Groteska, einem staatlichen Theater in Krakau, zusammen. Das zwanzigköpfige Ensemble sei heute mehrheitlich aus Polen emigriert; so wie auch Maria. 1987 schlug sie ihren Weg in Deutschland ein.

Die Verzweiflung über die politischen Missstände des damaligen Polens unter russischer Hegemonie war groß. Dennoch sagt Maria heute, dass sie als Kunstschaffende über gewisse Privilegien verfügte, die ihren Aufenthalt in Polen trotz massiver Unterdrückung von Seiten der Regierung erleichterten. „Ich glaube, das war für uns ganz bestimmt eine andere Situation als für den Rest der Bevölkerung. Da wir vor allem solidarisch miteinander waren und wir in gewisser Hinsicht freier waren durch unsere berufliche Gestaltung, auch wenn ich durch meine familiären Kontakte zu Deutschland unter Beobachtung stand.“

Im weiteren Verlauf des Gesprächs kam das Thema der künstlerischen Freiheit auf, welche Maria wie folgt beschreibt: „Ich sage immer, Freiheit beginnt im Kopf.“ Nach jenem Mantra arbeite sie bei AdReM; die TeilnehmerInnen sollen sich ihrer Freiheiten bewusst sein und an sich selbst glauben. Selbstermächtigung und künstlerische Freiheit seien die Stützen des Theaters als Plattform des Andersseins, Respekts und Vielfalt: „Ich muss die Gruppe zunächst mit meiner Euphorie und meinem Interesse infizieren, danach müssen sie ein Bewusstsein als eine Gruppe von Individuen entwickeln und zuletzt müssen sie dabei enorm viel Spaß haben.“

In ihren Theaterkursen versuche Maria dies zu manifestieren; mit Erfolg. In Mannheim und bei uns in Ludwigshafen an der Wittelsbachschule arbeitete sie mit Kindern aus bildungsfernen Schichten und teils schwachen sozialen Hintergründen zusammen. „Wie viel das den Kindern gegeben hat! (…) Diese Kinder haben doppelte Zuneigung gebraucht. Und für sie war das (die Kurse) wie Ostern und Weihnachten gleichzeitigt.“

Auf AdReM kam sie, wie das Leben so will, durch eine gemeinsame Bekannte von Gaby, die Maria von einer offenen Stelle bei uns berichtete. Zu diesem Zeitpunkt war Maria aus persönlichen Gründen lange Zeit nicht mehr auf der Bühne gewesen. Und diese Lücke machte sich bemerkbar: „‘Leute, mir fehlt das irgendwie.‘ Ich merkte, wie mir das Theater fehlte. Warum nicht? Ich will es probieren“, seien ihre anfänglichen Gedanken zum Stellenangebot gewesen.

Projekte wie selbstständig organisierte Theaterwochen im Hort einer Mannheimer Schule oder Rückmeldungen wie die einer Teilnehmerin, die Maria bestätigt, dass sie „an etwas Großem arbeiten“, beweisen, wie engagiert Maria in ihrem Dasein als Schauspielerin und Theaterpädagogin Kinder mit in den Prozess des Schaffens einbindet.

Sie beschreibt ihren Beruf als eine Herzensangelegenheit und wir sind mehr als glücklich, sie bei uns im AdReM dabei haben zu dürfen. Wir wünschen Maria viel Erfolg und vor allem viel Spaß mit unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Wir hoffen, ihr seid genauso von ihr und ihrer Arbeit begeistert, wie wir es sind.